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Sechs Monate unter Segeln. Ein Fazit.


Die Zeit vergeht wie im Flug und die Erlebnisse vom Beginn unseres Abenteuers scheinen mittlerweile so weit entfernt als wären sie schon viel länger her. Von Zeit zu Zeit schauen wir uns Fotos und Videos an und können kaum glauben, was alles so passiert ist, was wir gesehen, erlebt und erreicht haben.


Es ist also genau der richtige Zeitpunkt für ein erstes Resumée. Wenn dir was fehlt, dann kommentier gern unter dem Beitrag und wir ergänzen, was uns möglich ist. Also los geht's:


Reisezeit seit unserem Start: 6 Monate

Bisher zurückgelegte Seemeilen: 3.428 Seemeilen

Davon in Kanälen gefahren: 314 Seemeilen


Größte Herausforderungen beim Segeln/Motoren:

  • Strömung und Wellen haben uns jedes Mal tief beeindruckt und immer wieder neue Challenges gestellt. Wenn beides zusammen auftrat, weil zum Beispiel Strömung gegen Welle stand, dann endeten die Gespräche an Bord und wichen höchster Konzentration. Es war immer eine Mischung aus Respekt vor der Naturgewalt und der Faszination des Naturschauspiels. Wir sind zum Glück aus solchen Situationen immer unbeschadet herausgekommen, aber sie haben sich nachhaltig in unser Gedächtnis gebrannt. So zum Beispiel am Kap von Point du Raz in Frankreich auf dem Weg von Camaret-sur-Mer zu den Îles de Glenan. Wir wollten genau zu dem Zeitpunkt am Kap sein, wenn der Strom kippt oder sogar mit uns läuft und uns schiebt. Es war aber ein toller Segeltag und leider waren wir zu schnell dort und hatten einen extremen Strom gegenan und die Windwelle lief mit uns. Sie schob sich also gegen die Strömung. Im Ergebnis: steile Wellen in geringem Abstand und wir bewegten uns trotz Vollgas nur 0,8 kn und zwar nicht den gesteuerten Kurs sondern im fast 90°-Winkel dazu. Daraus gelernt haben wir, dass wir lieber unterwegs das Tempo rausnehmen, um zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Auch wen es schwer fällt, weil es gerade so gut läuft.

Größte zwischenmenschliche Herausforderung:

  • 24/7 auf einem Boot zu leben und sich nicht gegenseitig umzubringen. Nein Quatsch. Es ist definitiv eine Herausforderung, auf engem Raum zu leben. Wir können das erstaunlich gut. Auch wenn es ab und an mal scheppert. Aber das tut es ja auch an Land. Gerade auf See kann man sich nur schwer aus dem Weg gehen. Es gibt verschiedene Strategien, damit umzugehen. Man kann einfach warten, bis sich die Wogen geglättet haben oder die Unstimmigkeiten klären. Auch nach über 3.000 Seemeilen können wir uns noch leiden und freuen uns schon darauf, die nächsten Abenteuer gemeinsam zu erleben.

Längste Zeit auf See: 4 Tage Nordseeüberquerung


Reparaturen am Boot:

  • 2 Gummimuffen und ein Verbindungsstück am Wärmetauscher des Motors - ausgewechselt in Dänemark und Schottland

  • Ein kleiner Cut am Parasailor - genäht in Frankreich

Besuchte Länder in einer Aussage zusammengefasst:

  • Schweden: Mit Freunden eine unvergessliche Zeit erlebt.

  • Dänemark: Unerwartet schönen Ecken kennengelernt und in Thybøron voll Vorfreude und mit großer Aufregung auf die Nordseepassage und damit unsere bisher längsten Schlag gewartet.

  • Schottland: Unfassbar beeindruckende Natur und Historie mit sehr offenen, freundlichen und lustigen Menschen

  • Irland: In der Heimat unserer Freundin Caohimne wunderschöne Tage mit ihr verlebt.

  • Frankreich: Leben wie Gott in Frankreich trifft es ziemlich gut.

  • Nordspanien: Endlich im Sommer angekommen und das warme Gefühl einer tollen Segelcommunity kennengelernt.

  • Portugal: Die Sprache hindert uns daran tiefer einzutauchen, aber wir entdecken ein lebhaftes, buntes und leckeres Land mit toller Natur im Hinterland.

  • Südspanien: Hier stehen wir noch am Anfang unserer Entdeckungen. Andalusien offenbart sich als extrem vielseitig und als echte Reiseempfehlung. Ob Sherry-Dreieck und Atlantikküste oder Mittelmeer, das auf die schneebedeckten Hügel der Sierra Nevada trifft. Es gibt noch so viel zu erkunden und das werden wir jetzt tun...

Bestes Bootsupdate: Starlink

Beste Anschaffung während der Reise: 2 Klappfahrräder

Schönster Nebeneffekt der Reise: Begegnungen - meist mit anderen Seglern



Zugenommene Kilo: Jawoll

Niedrigste Lufttemperatur: -3°C (Schweden)

Höchste Lufttemperatur: ca. 30°C (Spanien)

Seekrankheit: ja 1x auf einer Überfahrt von Tobermory zur Isle of Canna - es blieb aber bei Übelkeit und diverse kleine Unpässlichkeiten ;-)

Über den Haufen geworfene Pläne: mehr als genug

Verletzungen: keine (nur blaue Flecken in jeglichen Farbschattierungen). Die Notfalltasche musste bisher nur Kopfschmerztabletten, Schmerztabletten, Pflaster, Heparinsalbe und ein Kühlpad rausrücken.

Angelerfolg: 10 Makrelen (8 in Schottland, 2 in Spanien), Bonito vor der Algarve, Doraden beim Angelguiding und ein paar Fischlein, die wieder freigelassen wurden.

Meist gestellte Frage an Bord: Wir hatten doch XY eingepackt. Weißt du wo das ist?

Besuchte Länder: Schweden, Dänemark, Schottland, Nordirland, Irland, Frankreich, Spanien, Portugal, Gibraltar (zzgl. Norwegen und England - deren Landesgrenzen haben wir auf See gekreuzt)

Tastings: Gin auf den Äußeren Hebriden, Whisky auf der Insel Arran, Portwein in Porto, Sherry in El Puerto de Santa Maria

Fortbewegungsmittel: Dinghi, SUP, Motorroller, Motorrad, Auto, Bus, Fahrräder, Schiff

Flora und Fauna: Delfinen zu begegnen ist immer wieder aufregend und etwas ganz besonderes. Von der Nordsee bis hier ins Mittelmeer haben sie uns immer wieder begleitet und uns Freudenschreie entlockt. Wir haben freilebende Flamingos gesehen und auf Gibraltar die Affen beobachtet. Von Orcas blieben wir verschont. Außerdem wissen wir jetzt wie ein Granatäpfel, Khakis, Bananen, Passionsfrüchte und Zitrusfrüchte wachsen, haben die Früchte des Feigenkaktus gekostet und Datteln an der Palme hängen sehen.


Und das Beste an dieser Reise? Dass wir uns getraut haben, die Leinen loszuwerfen und in See zu stechen!

Wir würden es immer wieder tun. Manches erscheint im Leben nicht möglich, weil die Hürden des Alltags zu hoch und die Ketten zu eng sind oder uns Ängste hindern, frei zu denken. Doch wir haben nur dieses eine Leben und haben an unsere Träume und Wünsche geglaubt. Viele Abende saßen wir mit gleichgesinnten Seglern entlang unserer Route zusammen, haben uns über die Motivationen unterhalten und die Erfahrungen während der Vorbereitungen und der Reise selbst. Einige waren Teilzeitsegler, einige im Sabbatical unterwegs. Andere mit Kindern und wieder andere ohne Plan. Doch wir alle haben unser Glück in die Hand genommen und führen das Seeleben, wie wir es uns erträumt und erhofft haben ...

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