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Ein Winter voller Begegnungen - und die Sehnsucht nach Meer

Mallorca im Winter zeigt sich von einer überraschenden und unerwarteten Seite. Seit Dezember genießen wir die Ruhe im Hafen von Port de Pollenca. Wir tauchen ins Inselleben ein, entdecken versteckte Winkel und erleben Mallorcas wilde Natur. Ein Winter voller Begegnungen – und mit dem leisen Ruf nach Meer, der langsam wieder in uns erwacht.


Der Hafen des Yachtclubs von Port de Pollenca ist ein echtes Träumchen. Seit Anfang Dezember genießen wir die Ruhe und den Komfort der Winterpause und haben alles, was das Seglerherz höher schlagen lässt: einen ruhigen und geschützten Liegeplatz, Supermärkte in unmittelbarer Nähe, eine gemütliche Lieblingsbar, einen Waschsalon um die Ecke, Top-Sanitäranlagen und den Parkplatz für unseren Mietwagen direkt vor dem Boot. Unser Winter hier ist aber ganz anders als in Cartagena im vergangenen Jahr. Ein wesentlicher Unterschied: Hier gibt es keine bunte Liveaboard-Community. Kein spontanes Sundowner-Treffen auf dem Steg, keine Geschichten aus aller Welt, keine Segler, die ihre Boote als Zuhause gewählt haben. Und trotzdem – oder gerade deswegen – haben wir in den Monaten, die hinter uns liegen, neue Verbindungen geknüpft. Diesmal nicht mit Weltenbummlern, sondern mit Seglern, die Mallorca ihr Zuhause nennen.


Ein Blick hinter die Kulissen


Die Insel präsentiert sich uns von einer unerwarteten Seite. Abseits des touristischen Trubels tauchen wir ein in das Inselleben – in Gespräche über Bürokratie, den Spagat zwischen Hochsaison und Ruhephasen, zwischen Spanien und Deutschland, über Freundschaften, über Träume, Enttäuschungen und Herausforderungen, die bewältigt werden wollen. Wir schauen hinter die Kulissen und lernen, dass Mallorca so viel mehr ist als Sonne, Strand und Meer.

Ein lang gehegter Wunsch ging für uns ebenfalls in Erfüllung: der Besuch einer Sprachschule! Seit Oktober drücken wir zweimal die Woche die Schulbank – mit einer bunten Mischung aus Marokkanern, Nepalesen, Engländern, Schotten, Holländern und Deutschen. Dank Miguel, unserem Lehrer, sind wir beim Spanischlernen hochmotiviert, und ein von der Schule organisierter Weihnachtsumtrunk und ein St.-Antoni-Feuer mit Musik und Grillen haben uns noch tiefer ins mallorquinische Leben eintauchen lassen.



Mistral - der stürmische Besucher kommt regelmäßig


Unser letzter Winter in Cartagena war geprägt von beständiger Sonne, ruhigem Wetter und einer Landschaft, die eher einer Halbwüste glich und in der die Natur sparsam mit ihren Farben umging. Mallorca hingegen ist das genaue Gegenteil – üppig, grün, voller Leben.

Hier duften die Pinienwälder würzig nach Harz, Zitrusbäume hängen schwer unter ihren leuchtenden Früchten, und die Olivenhaine erzählen von Jahrhunderten der Beständigkeit. Bereits im Januar, nach den ersten warmen Tagen des Jahres, breiten sich sonnengelbe Blütenteppiche über die Wiesen aus. Wir können uns daran kaum satt sehen.


Aber Balearen-Insel kann auch anders. Seit Mitte August fegt der Mistral immer wieder in wütenden Böen über das Land. Jetzt im Winter trifft er uns hier im Norden besonders heftig, stürzt sich eiskalt die Hänge der Berge hinab in die Bucht. Mit ihm kommt der Regen – wild, unaufhaltsam aber lebensnotwendig für diese herrliche Natur.

Wenn der Sturm dann am Boot zerrt, die Leinen unter der Last knarzen und der Wind durch die Riggs heult, genießen wir die Gemütlichkeit unter Deck, wo der Heizer leise summt, der Kaffee in den Tassen dampft und das Flackern unseres Windlichts den Salon in warmes Licht taucht. Dann ist die beste Zeit für Filmabende, zum Lesen, Arbeiten oder Planen. Draußen tobt das wilde Mallorca – drinnen genießen wir seine gemütliche Seite.



Mallorca – eine Insel zum Verlieben

Den ganzen Sommer über haben wir uns auf den Winter gefreut: Endlich die Insel erkunden! Und nun, in den letzten Wochen, haben wir sie kreuz und quer durchstreift – und uns Hals über Kopf verliebt.

Wir fuhren durch grüne, duftende Pinienwälder, kämpften uns Serpentine um Serpentine hinauf ins majestätische Tramuntana-Gebirge, wo steile Felsen emporragen oder dramatisch ins Meer stürzen. Atemberaubende Klippen, einsame Buchten mit weißem Sand und wilde Schluchten, die herausfordernde Wanderwege bereithalten – Mallorca hat uns mit seiner Vielfalt überwältigt.

Das Tramuntana-Gebirge allein ist ein Paradies für sich: Über 50 Gipfel ragen mehr als 1.000 Meter in den Himmel, durchzogen von verschlungenen Pfaden, die zu spektakulären Panorama-Aussichten führen. In den historischen Dörfern prägen terrassenförmig angelegte Gärten das Bild – hier wachsen Zitrusfrüchte, Wein und Oliven, wie es seit Jahrhunderten Tradition ist.

Die Ebenen in Herzen Mallorcas und im Osten verwandeln sich gerade in ein rosa-weißes Blütenmeer. Der Frühling kündigt sich an, und die Mandelbäume stehen bald in voller Pracht. Die Wiesen leuchten gelb von wilden Blumen – ein Anblick, der jedes Mal aufs Neue verzaubert.

Mallorca ist so viel mehr als Sonne und Strände. Es ist eine Insel voller Kontraste, voller Überraschungen – und für uns ein Ort, den wir nun mit ganz neuen Augen sehen.



Die Sehnsucht nach Freiheit ruft

Doch so sehr wir das Hier und Jetzt genießen – unsere Seeschwalbe ist fürs Reisen gemacht. Und langsam kribbelt es wieder in uns. Im März soll es losgehen. Über Menorca nach Sardinien, wo wir unsere Lieblingsplätze wiedersehen – La Pelosa, Porto Pollo, Tavolara. Dann weiter die Ostküste hinab, der Süden ruft, das Abenteuer lockt. Vielleicht weiter Italien, vielleicht Korsika – wir lassen es auf uns zukommen.

Bis Ende Juni haben wir Zeit. Danach legen wir wieder für Juli und August eine Sommerpause hier in Port de Pollenca ein. Vier Monate Freiheit, vier Monate Salzwasser auf der Haut, Sternenhimmel über uns und smaragdgrünes Wasser unter uns. Vier Monate, in denen das Leben wieder aus Segeln, Entdecken und Treibenlassen besteht.

Und nach dem Sommer? Keine Ahnung. Aber genau das ist ja das Schöne am Leben auf dem Wasser.



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