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Es ist Zeit, weiterzuziehen.

Inzwischen ist März und in den letzten Wochen macht sich ein gar geschäftiges Treiben im Yacht Port Cartagena breit. Eigner, die ihr Boot hier über den Winter geparkt hatten, kehrten nun zurück und werkelten eifrig, um ihre schwimmenden Zweitwohnungen aus dem Winterschlaf zu erwecken. Diese Unruhe waren ansteckend und schon bald wuselten wir auch herum, um unser Zuhause auf das baldige Lossegeln vorzubereiten. Unsere Seeschwalbe wurde für ein paar Tage aufs Trockene gestellt und das Unterwasserschiff gereinigt und gestrichen. Die angemietete Storage lösten wir auf und stauten das ganze ausgelagerte "Zeug" wieder an Bord. Außerdem dümpelt nun ein neues Dinghi am Heck herum, so dass wir für's Inselhopping und vor Anker liegend bestens gerüstet sind, von Bord an Land oder zu anderen Booten zu kommen. Unser altes Beiboot hat einen neuen Besitzer gefunden (die Wünsche von Freunde und Familie waren leider inzwischen auch alle dem UV-Licht zum Opfer gefallen). Persening und Leinen wurden gewaschen, Wasser gebunkert, Lebensmittel eingekauft, noch einmal die Waschmaschine benutzt, Elektrik sortiert, verdrahtet und "versteckt". Und der Motor hat auch seine "Streicheleinheiten" mit neuem Öl bekommen.

Um es kurz zu machen: We are ready!

Doch die Wetterlage macht uns den Start zunächst nicht einfach. Ein Sturmtief jagt das nächste und wir finden erst in der zweiten Märzwoche ein passendes Wetterfenster. So bleiben uns also noch ein paar Tage, uns von liebgewonnenen Menschen zu verabschieden, denn die Wege trennen sich nun wieder. Jede Crew hat eigene Pläne für diesen Sommer und darüber hinaus. Sizilien, Afrika, Griechenland, Kanaren, Kap Verden, Cross Atlantik. Bei einigen besteht die Chance, dass sich unsere Kurslinien wieder kreuzen. Andere Crews werden wir wohl nicht wiedersehen. Wir haben so viele inspirierende Gespräche geführt, lustige und musikalische Abende gemeinsam verbracht, Erfahrungen ausgetauscht, waren Wandern und haben zusammen Weihnachten gefeiert. Die Gemeinschaft der Liveaboards haben wir sehr genossen, doch wir wissen auch, dass Abschiede zu unserem neuen Leben dazu gehören.

Wir danken den pinken Pinguinen, den Cachaças, den Panaceas, SeaSnails, Gigias und Slisand Ladys und vielen mehr für diese wunderbare Zeit! Von Aussteigern für ein Jahr bis zu alten Seehasen, die seit 25 Jahren mit ihrem Boot um die Welt segeln, war alles dabei. Viele Lebensentwürfe, unzählige Erfahrungen, große Erwartungen und Pläne.


Unsere Seeschwalbe beim Abflug aus Cartagena (C) Andreas Schiebel

Und dann ist es endlich soweit und mit einem lachenden und einem weinenden Auge lassen wir unser Zuhause auf Zeit hinter uns kleiner werden und richten den Blick nach vorn in Richtung Bug. Und dann ist er da - der Moment in dem der Wind in die Segel greift und die Seeschwalbe langsam beschleunigt. Die kleinen Wellen gluckern um den Rumpf, wenn der Bug durch sie hindurchgleitet. Herausfordernd und frisch pfeift der Wind durch die Wanten und wir werfen schnell die Daunenjacken nochmal über, auch wenn uns die Sonne fröhlich ins Gesicht scheint. Und dann lassen wir die Seeschwalbe fliegen und sie kann zeigen, was sie drauf hat und wofür wir sie lieben. Ohne Seegang und mit einer ordentlichen Brise nimmt sie stetig Fahrt auf, legt sich dabei sanft auf die Seite und wir bekommen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Gemeinsam mit uns ist die Slisand Lady gestartet. Es sind Segelfreunde, die wir seit Schottland kennen. Sie haben den Winter in Lagos an der Algarve verbracht und kamen vor ein paar Tagen in Cartagena an. Mit einem Buddy-Boat unterwegs zu sein, ist immer besonders und wir freuen uns darüber.

So haben wir uns unseren ersten Segeltag vorgestellt! Besser geht's nicht!

Nach drei Stunden haben wir es um's Cabo de Palos geschafft. Ab hier wird es sehr gemütlich. Der Wind hat nachgelassen und die Sonne setzt sich gegen die kühle Brise durch. Entspanntes Sonnenscheinsegeln pur. Unser Ziel für heute ist das Mar Menor, wo wir unsere Reise im November beendeten. Nach der schmalen Durchfahrt vom Mittelmeer in die Salzlagune setzt der Wind erneut ein und wir rauschen zu zweit unserem Ankerplatz hinter der Isla Perdiguera entgegen.

Vor Anker zu liegen wohnt immer eine besondere Magie inne. Nur die Geräusche des Windes und der Seevögel, das sanfte Schaukeln des Bootes, ab und zu ein Plätschern am Rumpf... Dass es mit heftigem Schwell auch sehr unangenehm sein kann, wissen wir nur zu gut. Aber diesmal ist es ganz entspannt. Den Sonnenuntergang genießen wir zu viert und nach einem Abend mit Kartenspiel und Wein springen wir unter sternenklarem Himmel ins Dinghi und tuckern zu unserem Boot zurück. Ein langer Tag geht zu Ende und wir gehen heute sehr glücklich und mit der Gesamtsituation äußerst zufrieden ins Bett. Das Seeleben hat uns zurück.


Ankern im Mar Menor (C) Andreas Schiebel

Am Morgen nach einem dampfenden Kaffee und dem Checken der Wetter- und Windvorhersage werfen wir unsere Pläne spontan über den Haufen. Eigentlich wollten wir noch etwas Zeit hier vor Anker verbringen. Doch die Bedingungen für die nächsten Tage sind einfach zu perfekt. Und so setzen wir morgen noch einmal gemeinsam mit Katharina und Andreas die Segel in Richtung Balearen. Noch einmal 24 Stunden als Buddy-Boote unterwegs. Pläne ändern sich eben. Wieder einmal. Und wir sind happy damit.

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