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Endlich im Süden. Wie geht’s im Winter weiter?

Seit fünf Monaten sind wir nun mit unserer Seeschwalbe unterwegs. Eine Zeit, die uns mindestens doppelt so lang vorkommt. Unzählige Eindrücke, Bilder und Begegnungen. Ohne Fotos und Videos, die wir uns immer wieder einmal anschauen, würden wir gar nicht begreifen, was wir tatsächlich in den letzten 20 Wochen alles erlebt und geschafft haben.

Nun sitzen wir auf unserer Seeschwalbe an der Algarve. Sind bis hierher mit unserem eigenen Boot gesegelt und mächtig stolz darauf. Der Sommer hat es uns nicht immer leicht gemacht, denn wir mussten ihm lange hinterher reisen. Ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen hat uns erwischt, während in Deutschland die Hitze über Wochen Dauergast war.


Und so waren wir bis vor vier Wochen noch getrieben vom Wetter. Die Wellenhöhe, Windstärke und -richtung haben uns unsere Reisegeschwindigkeit diktiert. Immer wieder mussten wir das nächste Wetterfenster nehmen, da nicht absehbar war, wann die nächste Gelegenheit zum Weitersegeln kommen würde. Kein stabiles Azorenhoch hat den entspannten Weg nach Süden geebnet.


Dabei waren wir doch im Mai so früh gestartet und vor allem mit der Überzeugung gaaanz viel Zeit im Gepäck zu haben, um ein paar Wochen auf den Hebriden zu verbringen, tagelang in Ankerbuchten den Sommer zu genießen oder bei Städtetrips auch mal im Hinterland rumgurken zu können!


"... tagelang in Ankerbuchten den Sommer zu genießen oder bei Städtetrips auch mal im Hinterland rumgurken zu können..."

In der Realität fühlten wir uns mehr und mehr getrieben. Oft haben wir uns fast schon wie auf der Flucht gefühlt. Durch die Kombination aus den meteorologischen Gegebenheiten und dem Plan, bis zum Jahresende auf den Kanaren zu sein, dabei noch genug Zeit für Porto, Lissabon und Madeira zu haben und dann unserem Wunsch noch einmal für zwei Wochen im Herbst zu Familien und Freunden zu fliegen, schlich sich bei uns ein unangenehmer Zeitdruck und Stress ein, den wir nie, nie, nie haben wollten.

Wir sind doch unterwegs, um zu reisen und nicht nur von A nach B zu kommen!

Und wie so oft auf diesem Abenteuer kam eines Nachmittags die Lösung ganz einfach um die Ecke, hat sich uns vorgestellt und wir haben sie sofort gemocht...


... Wir liegen vor Anker in Cedeira - unserem letzten Halt vor A Coruña. Mit uns sind auch andere deutsche Segler hier in der Bucht und so trifft man sich nach der Siesta in einer kleinen Bar. Wo kommt ihr her? Wie ist es euch ergangen? Welche Pläne habt ihr? So gleich die Fragen beim Kennenlernen auch sind, so unterschiedlich und spannend sind die Geschichten jeder einzelnen Crew dahinter. Und so findet man Gemeinsamkeiten, bekommt Tipps und Infos aus erster Hand und inspiriert sich. Und so kommt es dann auch, dass wir später an diesem Abend - wieder zu zweit - eine ganz neue Idee mit an Bord nehmen. Wie wäre es denn eine Winterpause einzulegen? Irgendwo hier im Süden? Vielleicht sogar in Cartagena, wo einige der anderen auch sein werden. Es gibt verschiedene Häfen, in denen eine Überwinterung in Frage kommt, aber da wir an Bord leben werden und nicht für mehrere Wochen das Boot verlassen, kommt uns diese Option am attraktivsten vor.

Schon am nächsten Tag schreiben wir den Hafen von Cartagena an und fragen nach einem Liegeplatz für drei Monate - Dezember bis Februar. Fragen kostet ja bekanntermaßen nichts und es bleiben die nächsten Tage noch Zeit, darüber nachzudenken. Wir informieren uns über die Stadt, den Hafen, schauen Videos, lesen Erfahrungsberichte und checken die Möglichkeiten, die uns Cartagena zu bieten hat. Eine Tauchschule ist direkt am Hafen, die Sprachschule zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen. Unser Spanisch muss unbedingt besser werden! Im Hinterland sind Nationalparks für ausgedehnte Wanderungen. Der Flughafen ist nicht weit und die Flugzeit deutlich kürzer als von/zu den Kanaren. Und für ausreichend Wassersportkonsum können wir ans 20 Minuten entfernte Mar Menor fahren - einer großen, flachen Lagune mit viel Wind. Perfekt.


Bei jedem Gedanken an diese Option, unsere Pläne anzupassen, schleicht sich ein Lächeln auf unsere Gesichter und das Herz beginnt freudig zu hüpfen. Bereits am Tag nach unserer Anfrage beim Hafen bekommen wir deren Angebot und haben eine Woche Bedenkzeit. Noch vor der Ankunft in ACoruña entscheiden wir uns, es so zu tun.


Wir werden also die Advents- und Weihnachtszeit in Spanien genießen, im neuen Jahr mal nach Hause fliegen, unser Boot wieder fit für die kommende Saison machen, Spanisch lernen und, und und. Wenn wir nur einen kleinen Teil unserer euphorischen Pläne in die Tat umsetzen, wird das schon ein voller Erfolg sein. Sogar in der sehr lebhaften Facebook-Community der Liveabords von Cartagena wurden wir bereits aufgenommen und werden so mit den aktuellsten Infos versorgt. Es werden Fragen nach Handwerkern oder Shops gestellt und beantwortet, Dinge zum Verkauf angeboten oder eine Mitseglerin bietet zum Beispiel für alle Interessierten jeden Montag nen Yoga-Fitness-Kurs kostenfrei an... Ach ja, und Verabredungen zum Sundowner werden auch getroffen ...


Doch was heißt das für unsere ursprünglichen Pläne? In erster Linie, dass wir jetzt viel mehr Zeit haben. Wir können entspannt irgendwo ein paar Tage bleiben und auch mal ein Wetterfenster auslassen, wenn es es uns irgendwo besonders gut gefällt.

Eine tiefe Entspannung hat sich in uns breit gemacht, die uns nun viel intensiver reisen lässt.

Im Frühjahr können wir dann entscheiden, ob wir mehr vom Mittelmeer sehen wollen oder ob wir wieder in den Atlantik segeln. Oder beides. Mit genügend Zeit im Gepäck könnten wir wandernd Madeira entdecken und im Sommer auf den Kanaren von Insel zu Insel springen. Ab Herbst bliebe uns ausreichend Zeit für die KapVerden, dem Absprungsort für die Atlantik-Überquerung...

Das sind alles Gedankenspiele und Ideen, denn niemand von uns weiß, was in einem Jahr ist. Aber man braucht immer Ziele und Träume im Leben. Sie sind der Antrieb für alles was wir tun.




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