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Ein Sommer in Pollença. Und ein Winter.

Es ist Herbst geworden. Die große Hitze ist angenehmen Temperaturen gewichen und so manches Unwetter zieht mittlerweile über uns hinüber. Wir können es selbst kaum glauben, dass wir nun schon fast vier Monate hier in der Bucht von Pollença leben. Anfang des Jahres war noch nicht abzusehen, dass es sich so entwickeln wird...


Als wir nach einem kurzen Zwischenstopp im April Mallorca verlassen, hat Boris ein Jobangebot als Yachtlehrer bei der alteingesessenen Segelschule in Pollença im Gepäck. Wir sind auf dem Weg nach Sardinien, wo wir die nächsten acht Wochen die Nordküste erkunden und lieben lernen.


Ende Juni segeln wir zurück in die Bucht von Pollença und bevor der "Ernst des Lebens" für eine absehbare Zeit wieder beginnt, fliegen wir noch einmal nach Deutschland. Gute Freunde heiraten und das lassen wir uns auf keinen Fall entgehen! Doch wohin mit dem Boot? Die Häfen sind im Sommer unbezahlbar und nach drei Tagen wird man quasi wieder rausgeschmissen. Also keine Option für uns. Wir grübeln tagelang über eine Lösung. Der Ankergrund in der Bucht ist schwierig. Eine Schicht loses Sediment auf einer ziemlich festen Schicht, in die sich der Anker nicht tief eingräbt. Unser aktueller Platz ist aber ausreichend gut gegen Wind und Welle geschützt. Letztlich entscheiden wir uns dafür, vor den Hauptanker unseren Zweitanker zu legen und beide miteinander zu verbinden. Die Vorhersagen sind stabil und mit Unwettern ist laut Prognose nicht zu rechnen. Fingers crossed! Also trauen wir uns mit einem leicht mulmigen Gefühl, die Seeschwalbe sich selbst zu überlassen. Wird schon schiefgehen. Morgens 3:00 tuckern wir dann mit dem Dinghi an Land, um den Transfer zum Flughafen zu erreichen und landen wenige Stunden später in Berlin.

Nach zwei Wochen in der Heimat entern wir glücklich wieder unser schwimmendes Zuhause. Und zwar genau dort, wo wir es zurückgelassen haben. Alles hat geklappt. Keine Katastrophen. Nun kann der Sommer kommen und wir sind gespannt, was er mit sich bringt.


Inzwischen ist es deutlich voller in Pollença geworden. Die Ferienzeit hat begonnen und viele Charteryachten aber auch etliche Cruiser haben hier die Anker geworfen. Es herrscht reges Treiben an Land und im Wasser - Dinghis knattern vorbei, Motorboote sorgen für ordentlich Schaukelei und das Löschflugzeug kurvt so eng durch die Ankerlieger, dass wir die Piloten deutlich erkennen können. Spektakulär anzuschauen ist dies allemal.


Mitte Juli klingelt dann seit langer Zeit mal wieder der Wecker. Die Jobs rufen. Zum Glück bin ich in etliche Grafikprojekte eingebunden, so dass mich tagsüber nicht die Langeweile überfällt, während Boris mit seinen Schülern auf der Segelschul-Yacht trainiert. Und so finden wir allmählich zurück zu einer Alltagsroutine. Trotzdem - das müssen wir an dieser Stelle zugeben - fühlt sich diese Routine ganz anders an als in unserem „alten Leben“. Ich spüre, wie ich wieder Spaß an Kreativität habe und die Stunden vorm Bildschirm vergehen wie im Flug. Inzwischen sind wir mit der Seeschwalbe an eine Mooringboje vor der Segelschule umgezogen. Von hier aus sind die Wege kürzer und wir sind näher am „Geschehen“. Boris' neue Kollegen nehmen uns mit offenen Armen auf und durch die wöchentlich wechselnden Crews in Boris' Kurs lernen wir jede Woche neue spannende Menschen kennen. Ja, wir haben eine gute Zeit. Nein, allein fühlen wir uns immer noch nicht. Genau dieses Netzwerk haben wir uns vom Sommer in Pollenca erhofft.



Im Verlauf des Sommers bestätigt sich, dass es diese Art der "aktiven Sommerpause" die richtige Entscheidung ist. Zum einen sind die Temperaturen mit knapp 40°C über und um die 30°C unter Deck so hoch, dass an Landausflüge tagsüber nicht zu denken ist. Zum anderen ist es so voll auf dem Wasser, dass das entspannte Von Bucht-zu Bucht-Cruisen unmöglich erscheint. Die beliebten Ankerplätze platzen wegen der Tagestouristen mit ihren Motorbooten aus allen Nähten und nachmittags drängeln sich die Charteryachten aneinander. Nichts für uns. Und so nutzen wir die Zeit optimal und stocken unser Reisebudget auf.

Doch von dieser wunderbaren Insel haben wir leider in den vergangenen Monaten noch nichts gesehen. Dies gilt es nun über den Winter nachzuholen. Deshalb werden wir hier bleiben. Die Saison in der Segelschule neigt sich mittlerweile dem Ende zu und so langsam aber sicher müssen wir uns Gedanken über die nächsten Monate machen. Wo wollen wir überwintern? Bekommen wir noch einen freien Platz und zu welchen Konditionen? Wann wollen wir nächstes Jahr starten und wohin soll die Reise gehen? Bleiben wir im Mittelmeer? Wollen wir im Sommer wieder in Pollença arbeiten?


Für viele mag es "nur Mallorca" oder "nur das Mittelmeer" sein, dass man ja eh per Flugzeug easy in 2,5 Stunden erreichen kann, aber für uns ist es viel mehr. Wir leben unseren Traum auf unserem Boot und sind um halb Europa gesegelt, um hier zu sein und genießen jeden Tag, den wir hier sein können. Es gibt noch so viele Orte im Mittelmeer, die von uns entdeckt und erlebt werden wollen. Wir haben keine Eile. Warum auch? Der Augenblick fühlt sich für uns richtig an. Das ist die Hauptsache. Eine Atlantiküberquerung steht natürlich immer noch auf unserer Wunschliste. Etwas später eben.


Erst in den letzten Tagen habe ich mich mit einer Seglerin übers "Pläne machen" ausgetauscht, weil wir mittlerweile sehr genau wissen, dass sich Pläne immer ändern. Sie meinte zu mir:

"Dass sich das Leben ständig ändert, wissen wir ja, aber die große Erkenntnis unserer Reise ist doch, dass es sich auch ändern darf und dass es gar nicht schlimm ist, sondern Lebensruhe und Zufriedenheit gibt".

Und irgendwie findet sich auch alles. Es macht keinen Sinn, sich mit "hätte, wäre, wenn" zu quälen. Es kommt eh anders. Und dies ist doch eine sehr entspannende Erkenntnis, oder?

2 comentarios

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MaxKier
06 ene
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Invitado
16 oct 2024
Obtuvo 5 de 5 estrellas.

Schön geschrieben und Katarina freut ihr Zitat zu lesen. Ja. Wir lerne immer dazu. Leben und Freitheit. Alles Gute Euch

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